Solidarität mit den Protesten von Geflüchteten!
Wann?
Samstag, 24.11.2012 07:00
Wo?
Traiskirchen -> Wien
Für Samstag, den 24. November ist eine Demonstration von Flüchtlingen und Unterstützer_innen vom Flüchtlingslager Traiskirchen nach Wien geplant. Damit wird an die Proteste somalischer Flüchtlinge, die fünfzig Stunden vor dem Parlament ausharrten, sowie an die seit Sommer andauernden Proteste von Refugees in Deutschland und anderswo angeknüpft. Ähnlich wie nun von Traiskirchen nach Wien demonstrierten im Sommer Flüchtlinge von Würzburg nach Berlin - und starteten dort im Anschluss ein Refugeecamp am Pariser Platz. Von diesen Protesten wurde nun - wie schon bei einer Demonstration am 10. November durch die wiener Innenstadt - das Motto "We will rise!" übernommen. Und wie in Berlin ist geplant, in Wien ein Protestcamp aufzubauen. Laut nochrichten ist das Programm wie folgt:
7.00 Treffpunkt bei der „Betreuungsstelle Ost“ in der Otto-Glöckel-Straße 24 in Traiskirchen, Frühstück, …
9.00 Aufbruch zum Protestmarsch nach Wien
16.00–18.00: Demonstration vor dem Asylgerichtshof (Wien 10, Laxenburger Straße 36)
Danach: Dauerkundgebung im Sigmund-Freud-Park.
Laut aktuellen Berichten sind für Samstag Vormittag in Traiskirchen schikanöse Kontrollen geplant - mit dem Ziel, eine Beteiligung der Geflüchteten an den Protesten zu unterbinden. Für aktuellere Infos empfehlen wir no-racism.net und auf Twitter die Hashtags #rfcampvienna, #wewillrise und den Account @refugee_action.
Für das Protestcamp gibt viele Möglichkeiten, den Protest zu unterstützen - Untersützung die dringend notwendig ist:
Für den Protest werden noch viele Ressourcen benötigt. Für jede Art von Unterstützung, bitte kontaktiert:
06803205000 -- refugeesolidarity (at) servus.at
- Schlafsäcke, Isomatten/Matratzen, Decken, Kissen, Zelte
- Große Zelte (Zirkus, Armee, Pfadfinder_innen, etc.) für Versammlungen, Küche, Infopunkt, Schlafen
- Geld
- Rechtshilfe
- Warme Kleidung
- Planen, jede Art von Witterungsschutz
- Essen
Die Flüchtlinge aus Traiskirchen stellen folgende Forderungen:
Wir sind Flüchtlinge, in Österreich angekommen um Asyl zu suchen und hier ein neues Leben aufzubauen. Unsere Länder sind zerstört, durch Krieg, Militärgewalt und Armut aufgrund kolonialistischer Politik. Wir kommen aus Pakistan, Afghanistan, Somalia, Nigeria, Gambia, Syria, Kurdistan, Iran und anderen Ländern und sind nun hier im Flüchtlingscamp Traiskirchen. Wir dachten, dass wir in diesem Camp Hilfe und Unterstützung von Österreich bekommen, aber was wir hier gesehen und erfahren haben, ist, dass der österreichische Staat bisher nicht gezeigt hat, dass wir willkommen sind. Wir verharren im Flüchtlingscamp unter sehr schlechten Bedingungen.
Wir, die Flüchtlinge aus Traiskirchen erheben nun unsere Stimmen und fordern unsere Rechte. Wir verlangen von den Verantwortlichen folgende Verbesserungen:
- Die Dolmetscher*innen, die während der Asylverfahren im Einsatz sind, müssen alle durch neue ersetzt werden. Diese Dolmetscher_innen arbeiten hier seit sehr langer Zeit, machen Witze über Betroffene. Es bestehen gravierende Kommunikationsprobleme. Die Dolmetscher_innen übersetzen teilweise absichtlich falsch - dies hat negative Auswirkungen auf die Gerichtsverfahren sowie die Interviews mit Behörden/Beamten. Die Folge sind oftmals negative Bescheide sowie schnelle Abschiebungen. Es gibt mehrere Fälle, in welchen in diesem Zusammenhang bereits innerhalb 2 Wochen der zweite negative Bescheid ausgehändigt wurde.
- Nachdem Erhalt eines zweiten negativen Bescheides verlangt das Gericht von uns Gerichts- und Rechtsanwaltsgebühren in der Höhe von 220 Euro zu zahlen. Im Falle einer Nicht-Erbringung kam es in mehreren Fällen zu Haftstrafen. Das ist inakzeptabel weil wir keine Kriminellen sind, uns ist es als Asylsuchende lediglich nicht erlaubt zu arbeiten. Wir fordern, diese Gebühren nicht mehr zahlen zu müssen.
- Alle Abschiebungen müssen gestoppt werden. Es muss den Menschen möglich sein, hier zu bleiben oder in ein weiteres Land zu gehen.
- Wir fordern mehr Dolmetscher_innen für Arztbesuche, insbesondere Übersetzer_innen der Urdu Sprache.
- Wir fordern generell mehr Ärzte und Ärztinnen für Flüchtlinge.
- Es gibt viele Überstellungen in abgeschiedene, ländliche Gegenden. Das muss gestoppt werden da vor Ort benötigte Infrastruktur nicht gewährleistet wird. Die Menschen haben keinen Zugang zu Rechtsanwält_innen oder Möglichkeiten zum Einkaufen. Das bedeutet für Flüchtlinge faktisch Isolation, da sie derzeit nicht zu benötigter Hilfe kommen.
- Im Camp selbst müssen Deutschkurse und Berufsvorbereitungskurse mit Praxis-Schwerpunkt z.B. im handwerklichen Bereich eingeführt und abgehalten werden. Auch für die Deutschschule brauchen wir Übersetzer_innen.
- Kinder von Familien, die im Camp leben, müssen in reguläre lokale Schulen mit ortsansässigen Kindern gehen können.
- Das Essen muss gesünder und nahrhafter sein. Die Flüchtlinge müssen die Möglichkeit haben, sowohl selbst zu kochen als auch das Essen in ihre Zimmer mitzunehmen.
- Saubere und gute Kleidung und Schuhe für alle Jahreszeiten muss zur Verfügung stehen.
- Die Arbeitsbedingungen im Camp müssen verbessert werden und der Betrag, der für Reinigen und Kochen bezahlt wird ist nicht ausreichen.
- Tickets für den Öffentlichen Verkehr müssen unentgeltlich angeboten werden, zumindest für 3 Tage, so das jede und jeder die Möglichkeit hat, das Land, die Menschen, deren Leben kennen zu lernen. So ist es auch möglich, zu Rechtsinformationen zu kommen und sich um den eigenen Fall rechtlich zu kümmern.
- Wir benötigen einen Friseur für Männer und Frauen.
- Das Taschengeld in der Höhe von 40 Euro monatlich ist absolut nicht ausreichend und muss erhöht werden.
- Wir benötigen dringend diverse Sanitärartikel. Artikel wie Nagelscheren, Spiegel,.. - es sind nicht einmal Spiegel in den Badezimmern vorhanden(!).
- Im Flüchtlingscamp sind wir vom Rest der Welt isoliert, weil wir keinen Internetzugang und kein Fernsehen haben. Wir benötigen beides, um Kontakt mit unseren Familien und Freund_innen zu haben. Obwohl wir im 21sten Jahrhundert leben haben wir keinen Zugang zu modernen Medien sowie modernen Formen der Kommunikation. Wir fordern freien Internetzugang in den Camps und TV mit Sat-Empfang um Informationen von der Welt zu erhalten.
Wir fordern diese grundlegenden Rechte von der österreichischen Regierung, der Europäischen Union, für Flüchtlinge weltweit. Wir ersuchen die österreichische Regierung, ihrer Verantwortung gegenüber den Flüchtlingen nachzukommen.
Wir werden unsere Aktionen solange fortsetzen, bis unsere Stimmen gehört, und unsere Forderungen erfüllt sind.
Bewegungsfreiheit für alle Flüchtlinge!
We will rise!Traiskirchen, 21. November 2012