27.01.2012

Smash WKR!

Männerbünde zerschlagen

Am 27. Jänner - dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz - findet der Ball des Wiener Korporations Ring (WKR) in der Wiener Hofburg statt. Bei diesem Ball handelt es sich nicht um eine harmlose Tanzveranstaltung von Burschenschaften, sondern um ein wichtiges Event der extremen Rechten. Ein Abend, an dem sich "National-Freiheitliche", Deutschnationale und offen Rechtsextreme selbst feiern und Kontakte mit Vertreter_innen der europäischen Rechten pflegen. Viele langjährige Besucher_innen des Balles sind durch einschlägige Aussagen bekannt: Martin Graf, seines Zeichens dritter Nationalratspräsident mit Hang zu revanchistischen Ausritten, Barbara Rosenkranz, Vertreterin von Heim-Herd-Mutterkreuz-Politik und Kämpferin gegen den "Gender-Wahn" sowie John Gudenus, der wiederholt öffentlich die Realität der Gaskammermorde der Nazis bezweifelt hat.

Dass der WKR-Ball jahrzehntelang in der Wiener Hofburg stattfinden konnte, zeigt klar, wie gesellschaftsfähig und akzeptiert antisemitisches, rassistisches, transphobes, sexistisches und homophobes Gedankengut hierzulande ist. Erst nach einigen Jahren autonomer antifaschistischer Proteste, die das rechtsextreme Feiern und Netzwerken im Stillen unmöglich machten, scheint ein Aus für den WKR-Ball in der Hofburg in Aussicht zu stehen. Dieses Jahr formierten sich auch erstmals breite zivilgesellschaftliche Proteste, die auf Recherchen autonomer Antifaschist_innen aufbauen und an die mit massiver Repression konfrontierten Proteste der Vorjahre anschließen. Dieses Engagement von NGOs, Parteien und parteinaher Organisationen ist aber ein zweischneidiges: Einerseits fand Kritik an rechtsextremem Gedankengut mehr Öffentlichkeit, andererseits basieren viele Argumentationen dieses bürgerlichen Protests auf einer gehörigen Portion Patriotismus: Nicht selten sorgt mensch sich um "das Ansehen Österreichs" und spricht von einer "Blamage für Österreich". Dieser positive Bezug auf Österreich bietet aber keine emanzipatorische Perspektive, sind Nationen doch Grundlage für oftmals auch gewaltsame Ausschlüsse. Auch die Teilnahme der SPÖ an Protesten, die sich auf die Fahnen schreiben, gegen Rassismus einzutreten, hinterlässt einen schalen Beigeschmack: Wenn die SPÖ schreibt "(...) Wir haben daher den Auftrag zur Wachsamkeit gegenüber Hass, Intoleranz und Ausgrenzung" dann sind das Aussagen die angesichts der Realpolitik der SPÖ einfach nur blanker Hohn sind. Die "Wachsamkeit" der SPÖ gegen Hass, Intoleranz und Ausgrenzung äußert sich darin, immer heftigere "Asyl"gesetze abzusegnen, die tägliche Abschiebepraxis mitzutragen, Bettelverbote einzuführen, einen rechtsextremen Burschenschafter (gemeinsam mit ÖVP, BZÖ und natürlich FPÖ) in das Amt der dritten Nationalratspräsidenten zu hieven, und repressive Gesetze gegen Menschen zu beschließen, die die HERRschenden Zustände nicht akzeptieren wollen.

Gegen jeden Männerbund!

Durch die burschenschaftliche Befehlsstruktur und deren Praxen von Unterwerfung wird ein spezifisch autoritärer Männlichkeitstyp ausgebildet. Burschenschaften vertreten ein strikt heteronormatives Geschlechtermodell, welches Frauen* auf ihre traditionellen Bereiche verweist und Identitäten außerhalb dieses Schemas verneint. Die Mensur als Militarisierungsritus, von dem Frauen* und Juden explizit ausgeschlossen sind, leitet sich aus einem deutschnationalen Männlichkeitsbild ab, in dem Aufopferung fürs (deutsche) Vaterland an erster Stelle steht. Der Männerbund als Organisationsform ist aber nicht Burschenschaften vorbehalten - frauenfreie und frauenfeindliche Strukturen finden sich in fast allen Gesellschaftsspektren. Durch sie entstehen Seilschaften, die Männern* zu gesellschaftlich relevanten Positionen verhelfen, während Frauen* von diesen strukturell ausgeschlossen werden. Jegliche (pro)feministischen Bewegungen und Aktivitäten fürchten sie, wittern sie doch darin den möglichen "Volkstod". Wie die Burschenschafter sind auch diese Rollenbilder in der FPÖ stark verankert: Sie steht (gemeinsam mit der ÖVP) für eine frauenfeindliche und antifeministische Politik, wirbt permanent für eiin "Heim-Herd-Mutterkreuz"-Denken, hetzt gegen "Gender-Wahn", macht gegen Abtreibung mobil, und ist immer ganz vorne mit dabei, wenn es um patriarchale "Männerrechte" geht.

Homosexualität ist bei Burschenschaften und auch der FPÖ verpönt. Man(n) setzt auf "echte Männer" und "traditionelle" Frauen. Phrasen und Begriffe- wie zum Beispiel "entartet" oder "Volkstod" - die im Nationalsozialismus geprägt wurden "rutschen" ab und zu auch mal in diverse Hetz-Tiraden etablierter Politiker_innen rein. Akzeptiert wird nur ein traditionelles Familienbild, welches schwule und lesbische Lebensgemeinschaften strikt ablehnt. Es wird ein erbitterter Kampf gegen jegliche rechtliche Gleichstellung oder Anerkennung geführt. Homophobe und transphobe Aussagen aus FPÖ-Kreisen sind keine Ausnahme sondern Ausdruck ihres Weltbildes.

Zu kurz gegriffen...

...wäre es nur gegen FPÖ und Burschenschafter auf die Straße zu gehen, und dabei auszublenden, wie stark Antisemitismus in der Mainstream-Gesellschaft verankert ist. Getragen von jenem Nationalismus, der sich speziell auf den "Österreich ist Opfer"-Mythos stützt. Der alltägliche Antisemitismus, rassistische Hetze, (hetero)sexistische Stereotypen, Nationalismus und Patriotismus gehören in Österreich zum durchschnittlichen Alltag, sei es am Stammtisch, in den Medien oder im Parlament. Kritische, linke, emanzipatorische Inhalte & Lebensweisen haben es hierzulande nicht einfach, und wer sich organisiert und/oder gegen die HERRschenden Zustände rebelliert, wird zunehmend kriminalisiert: Seien es politische Aktivist_innen, denen die Bildung von kriminellen Organisationen angedichtet wird oder, weitaus prekärer, Bettler_innen und Migrant_innen. Schluss damit! Die herrschenden Zustände bekämpfen!

Zerschlagt alle Männerbünde!
Kein Vergeben - Kein Vergessen!
Smash Fascism!

Ein gemeinsamer Text von radicalqueer und Rosa Antifa Wien (RAW)