02/2014

Gegen den Burschenbundball in Linz!

Wann?
Samstag, 08.02.2014 19:00

Wo?
Bahnhofsplatz/LDZ Linz

Am 8. Februar treffen sich wie jedes Jahr Burschenschaften im Palais Kaufmännischer Verein – auch "kleine Hofburg" genannt – zum Burschenbundball in Linz. Der Burschenbundball ist genau wie der WKR- bzw. Akademikerball in Wien nicht nur eine "Tanzveranstaltung", sondern dient der Vernetzung dieser rechtsextremen Männerbünde mit der sogenannten gesellschaftlichen Mitte und somit der Weiterverbreitung ihres reaktionären Weltbilds. Seit nun zwei Jahren versuchen autonom organisierte Proteste diesen Ball zu verunmöglichen. Dabei geht es uns nicht nur um die Tanzveranstaltung an sich, sondern um eine radikale Kritik am antisemitischen, sexistischen, nationalistischen, rassistischen und homophoben Normalzustand. Wir wollen diesen Ball und eine Gesellschaft, die ihn hervorbringt, unmöglich machen.

Gegen jeden Männerbund!

Durch hierarchische Strukturen und Praxen von Unterwerfung wird in Burschenschaften ein spezifisch autoritärer Männlichkeitstyp ausgebildet. Sie vertreten ein strikt heteronormatives Geschlechtermodell, welches Frauen* und Männer* auf ihre traditionellen Bereiche verweist und Identitäten außerhalb dieses Schemas verneint: Frauen* werden z.B. als schwach, fürsorglich, emotional und passiv gesehen während Männer* stark, mutig, rational und aktiv zu sein haben. Die Mensur als Militarisierungsritus, von dem Frauen* und Juden explizit ausgeschlossen sind, leitet sich aus einem deutschnationalen Männlichkeitsbild ab, in dem Aufopferung fürs (deutsche) Vaterland an erster Stelle steht.

Der Männerbund als Organisationsform ist aber nicht Burschenschaften vorbehalten - frauenfreie und frauenfeindliche Strukturen finden sich in fast allen Gesellschaftsspektren. Durch sie entstehen Seilschaften, die Männern* zu gesellschaftlich relevanten Positionen verhelfen, während Frauen* von diesen strukturell ausgeschlossen werden. Jegliche (pro)feministischen Bewegungen und Aktivitäten fürchten Burschenschafter, wittern sie doch darin den möglichen "Volkstod". Wie die Burschenschafter sind auch diese Rollenbilder in der FPÖ stark verankert: Sie steht (gemeinsam mit der ÖVP) für eine frauenfeindliche und antifeministische Politik, wirbt permanent für ein "Heim-Herd-Mutterkreuz"-Denken, hetzt gegen "Gender-Wahn", macht gegen Abtreibung mobil, und ist immer ganz vorne mit dabei, wenn es um patriarchale "Männerrechte" geht.

Homosexualität ist bei Burschenschaften und auch der FPÖ verpönt. Man(n) setzt auf "echte Männer" und "traditionelle" Frauen. Phrasen und Begriffe - wie zum Beispiel "entartet" oder "Volkstod" - die im Nationalsozialismus geprägt wurden "rutschen" ab und zu auch mal in diverse Hetz-Tiraden etablierter Politiker_innen rein. Akzeptiert wird nur ein traditionelles Familienbild, welches schwule und lesbische Lebensgemeinschaften strikt ablehnt. Es wird ein erbitterter Kampf gegen jegliche rechtliche Gleichstellung oder Anerkennung geführt. Homophobe und transphobe Aussagen aus FPÖ-Kreisen sind keine Ausnahme sondern Ausdruck ihres Weltbildes.

Elitäre Akademiker

Als Ausdruck ihres Elitegedanken akzeptieren Burschenschaften nur Männer aus dem studentischen oder akademischen Milieu. Mit Hilfe ihrer Männerbündelei erlangen Burschenschafter einflussreiche Posten in Justiz, Politik und Wirtschaft – und setzen somit ihren Elitegedanken in die Tat um.

Hier wird auch schon eine starke Orientierung an kapitalistischer Verwertungslogik sichtbar, ist doch für Burschenschafter eine "produktive" Beteiligung an der Gesellschaft Voraussetzung, um Status zu erlangen. Während Nicht-Akademiker nur "weniger wert" sind, sind Männer, die gar nicht arbeiten können oder wollen aus Sicht der Burschenschafter gar nichts wert.

Auch jenseits von burschenschaftlichen Wertvorstellungen ist das Idealbild vom karriereorientierten arbeitstätigen Mann allgegenwärtig. Um gesellschaftliche Wertschätzung zu erfahren, wird von der breiten Mehrheit Bereitschaft zu Arbeit für das nationale Gemeinwohl vorausgesetzt. Können oder wollen Menschen nichts zu diesem beitragen, werden sie als Belastung gesehen oder gar als “schmarotzend” verachtet. Als Konsequenz droht gesellschaftlicher Ausschluss, im Extremfall werden Betroffene Zielscheibe körperlicher Angriffe. Während aber Burschenschafter Frauen* von diesem Ideal aussparen und in der Hausarbeit statt in der Lohnarbeit verorten, macht die Forderung nach Arbeitswilligkeit im modernen Kapitalismus vor keiner* mehr halt – zusätzlich zur Hausarbeit.

Zu kurz gegriffen ...

... wäre es, nur gegen FPÖ und Burschenschafter auf die Straße zu gehen und dabei auszublenden, wie stark menschenverachtende und reaktionäre Überzeugungen in der Mainstream-Gesellschaft verankert sind. Antisemitismus, rassistische Hetze, Ableismus (Diskriminierung von Menschen aufgrund körperlicher Normen und Beeinträchtigung.), (hetero)sexistische Stereotypen, Nationalismus und Patriotismus, Elitarismus und kapitalistische Verwertungslogik gehören zum Alltag, sei es am Stammtisch, in den Medien oder im Parlament.

Die herrschende Gesellschaft, unhinterfragt als "einzig mögliches System" akzeptiert, fördert diesen Normalzustand und verunmöglicht zugleich eine gänzliche Auflösung all dieser untragbaren und unerträglichen Verhältnisse.

Kritisch-emanzipatorische Inhalte und Lebensweisen haben es nicht leicht. Wer sich von unten organisiert und/oder gegen die HERRschenden Zustände rebelliert, wird zunehmend kriminalisiert: Politische Aktivist_innen sind ständig mit Anzeigen und Anklagen konfrontiert, um sie einzuschüchtern und ihren Protest zu delegitimieren.

Schluss damit! Die HERRschenden Zustände bekämpfen!

Deshalb nehmt am 8. Februar um 19 Uhr am Bahnhofsplatz/LDZ Linz am antinationalen Block teil und zeigt euren kreativen und spürbaren Widerstand. Es wird auch eine Rechtshilfe geben! Es haben Leute auch einen aus Wien nach Linz organisiert, Anmeldungen dafür an busauswien@riseup.net

Zerschlagt alle Männerbünde!
Kein Vergeben - Kein Vergessen!
Smash Fascism!