§248 / Abs 4
Widerstandswoche 22
+ kurto wendt bekam 14 ladungsbescheide von der polizei, weil er als angeblicher "organisator" der donnerstagsdemos es verabsäumt habe, diese 24 stunden vorher anzumelden
+ "Neger ist nicht bös' gemeint" (Format 24/00, Wien 17.06.2000) Herr Stadler bestimmt als führender Funktionär der Freicheitlichen, was bös` gemeint ist und was nicht - wir lehnen ohne dank ab.
+ blau und schwarz will die ö1 sendung "journal panorama" überprüfen lassen. ein dump, wer da an einschüchterung kritischer stimmen im orf denkt.
+ die wiener övp geht davon aus, dass "die bevölkerung" die demos nicht mag und will sie deswegen verbieten - verzeihung: in einen rechtsstaatlichen rahmen bringen. immerhin wissen wir jetzt: 135 anti-regierungsdemos waren es bisher. und noch was hat prochaska enthüllt: toleranz und polizei geht nicht zusammen, sie "führt zu demoralisierung der truppe".
+ die övp schießt sich auf die EU-beobachtungsstelle von rassismus und fremdenfeindlichkeit ein. die leiterin beate winkler hatte es gewagt die regierung vor dem eu-parlament zu kritisieren. anton pelinka hat seine funktion in der beobachtungsstelle wegen mangelnder unterstützung zurückgelegt.
+ in traun muss die moschee, gegen die die fpö seit ihrer eröffnung übelste hetze betreibt, nun wahrscheinlich schließen, weil die stadverwaltung in 3 wasserhähnen, einigen neuen fenstern und gipswänden einen verstoß gegen die bauordnung ortet.
+ kärnten tut was für seine jugend. "life in line" empfiehlt kalt duschen und bundesheer statt sex (kein witz). förderungen gabs für das blatt, das an schulen verteilt wird vom orf kärnten, der kleinen zeitung und hj himself.
+ das kulturreferat an der kepler-uni in linz wurde mit den stimmen der Aktionsgemeinschaft-Studentenforum (Unique)" (ein ÖVP-nahes Bündnis) und "No Maam" (eine rechtslastige, frauenfeindliche Studierendenfraktion) abgeschafft
+ der trend heißt soli-schwedenbombe. der grund: wolfgang schüssel wurde vor über einem jahr bei einem vortrag am juridicum zum opfer solcher ausländischer wurfgeschoße. spenden für die beiden wegen sachbeschädigung angeklagten an die Rechtshilfe: Wichtig: Kennwort "Schwedenbomben" / BLZ 14.000, Kt.Nr.: 01810087435 / Konto lautet auf Dietmar Zach "Rechtshilfe"
+ Peter Sichrovsky einfach ehrlich: "Die EU wird vergeblich auf eine Änderung der FPÖ warten." Er kritisierte "verschiedene Beteuerungen einzelner ÖVP-Vertreter und ÖVP-Regierungsmitglieder [...] die FPÖ ha-be sich gebessert oder zum Guten verändert", als "völlig unnötige Knie-fälle, die niemandem nützen und auch nicht der Wahrheit entsprechen".
+ die fpö niederösterreich wäre laut einer zeugenaussage bereit gewesen, für belastendes material zu causa rosenstingel 6 millionen schilling und ein bundesratsmandat zu bezahlen.
+ Wegen der Streichung ihrer nicht-österreichischen KandidatInnen zur Wiener AK-Wahl, haben Alternative und Grüne GewerkschafterInnen (AUGE/UG), Bunte Demokratie für Alle (BDfA) und Gewerkschaftlicher Linksblock (GLB) beschlossen, gemeinsam die Wahl anzufechten.
+ haider zieht es immer öfter nach libyen. zu gaddafi fällt ihm nur soviel ein: "Er ist unbeugsam seinen Weg gegangen." - wenn das kein qualitätsmerkmal ist
+ das ekh wird 10 und feiert u.a. am 2.7. mit einem straßenfest am reumannplatz.
Sexismus im/und Widerstand
Letzten Donnerstag (22. Juni) wurde die Demo von einem Frauen-Lesbenblock angeführt, was offensichtlich schon während des durch die Stadt Spazierens einigermaßen heftige Reaktionen mancher Männer hervorrief. (Wobei ich selbst zwar auf der Demo war, aber nicht im Frauenblock, und das alles nicht wirklich mitgekriegt habe; in dem, was ich hier über Reaktionen schreibe, beziehe ich mich auf Beiträge im MUND dort wurde in der letzten Woche ausführlich über den Frauenblock und immerhin ein bisschen über Sexismus debattiert.) Der Grundtenor der Reaktionen: Männer regen sich auf, dass sie nicht auf den ersten zehn Metern der Demo gehen durften (weil dort eben der Frauen-block war), werfen den Frauen vom Frauenblock "sektiererische Verhal-tensweisen" (MUND vom So, 25.6., 2c: Beitrag von einem Typen mit der e-mail-Adresse net.seids@depp.at) und Spaltung der Demo vor. Ebendieser Typ rät den Frauenblockfrauen: " Ihr solltet noch was lernen: nämlich Toleranz" (MUND vom Sa, 24.6., Beitrag 7).
Eine Frau aus dem Block schreibt: "Permanent mussten wir Typen nicht nur aus dem Block bitten, sondern drängeln, stoßen, rausbrüllen. [...] Sie versuchten sich mit verbaler, körperlicher und symbolischer (dem schwarzblauen Hund der Botschaft besorgter Bürger wurde der Schwanz aufgestellt und das Gefährt mit dem Schwanz voran demonstrativ beinahe in den FrauenLesbenblock gehievt) Gewalt durchzusetzen und den Ausschluß der Männer zu verhindern. Wir wurden als ÖVP(!)-Wählerinnen oder Faschistin-nen bezeichnet [...]" (MUND vom Di, 27.6., Beitrag 6).
(un)sichtbare Frauen
Dass wir in einer patriarchalen Gesellschaft leben, in der Sexismus zur Tagesordnung gehört und in der Frauen systematisch an den Rand und aus der Öffentlichkeit gedrängt werden, ist ja kein Geheimnis; ich nehme nicht an, dass das irgendwelche Menschen, die auf die Donnerstagsdemos gehen, bestreiten würden. Aber dass diese Mechanismen nicht nur in konservativen Kreisen funktionieren, sondern auch in der sogenannten Zivilgesell-schaft, bei Menschen, die sich als fortschrittlich, links oder so bezeichnen, wird gerne bestritten. Oder noch schlimmer: es wird gar nicht thematisiert: es gibt in der "Widerstandsbewe-gung" keinen Sexismus, Punkt aus.
Ein bisschen genauere Beobachtung zeigt aber ein ganz anderes Bild: auf den Podien, am samstäglichen Platten-spieler, bei den Beiträgen im MUND... sind Frauen immer noch stark unterrepräsentiert, und die frauenfeindliche Regierungspolitik spielt in der Diskussion kaum eine Rolle. Und nicht zuletzt zeigt die Reaktion auf den Frauenblock, die Tatsache, dass es viele Männer offensichtlich nicht verkraften, einmal nicht "in der ersten Reihe" zu sein, irgendwo nicht hineinzudürfen, ausgeschlossen zu sein, wie weit wir von der Gleichberechtigung noch entfernt sind.
Genau deshalb ist ein Frauenblock so wichtig: durch einen Block machen Frauen sich auf der Demo, im "Widerstand" sichtbar, fordern sie den Anteil öffentlichem Raum, den sie im Gegensatz zu den Männern nicht automatisch haben. Insofern hat der Block für mich vor allem symbolische Bedeutung.
Warum wird so wenig über die Nicht-Gleichberechtigung in der "Zivilgesell-schaft" diskutiert, und umso mehr darüber, ob es schlimm ist, wenn auf den ersten zehn Metern einer Demo keine Männer gehen dürfen? Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Männer, die sich am lautesten über den Frauenblock empören, auch die sind, die sich am wenigsten Gedanken über Sexismus und ihr eigenes Verhalten machen...
Ein Argument, das immer wieder (und nicht nur von Männern) kommt, wenn Frauen versuchen, den Sexismus in der Gesellschaft und die frauenfeindliche Politik der Regierung zu thematisieren, ist: "Natürlich ist das schlimm, aber es ist jetzt nicht unser Hauptproblem. Der Rassismus und die Menschenrechtsver-letzungen der Regierung sind noch viel schlimmer, um die müssen wir uns zuerst kümmern." Ich halte es für höchst problematisch, eine hierarchische Ordnung zu etablieren, die bestimmt, welche Dinge wir sofort bekämpfen müssen, und welche zweitrangig sind (so auf: zuerst müssen wir den Kapitalismus und die Klassen-herrschaft abschaffen, dann können wir uns um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen kümmern). So eine Hierarchie führt zu einer Margi-nalisierung von manchen Anliegen und von den Menschen, die auf diese Anliegen bestehen; und das ist ein Mechanismus genau dieser patriarchalen Gesellschaft, gegen die wir doch wohl zumindest theoretisch - alle sind. Wenn der "Widerstand" wirklich so pluralistisch sein soll, wie immer alle behaupten, warum sollten wir dann nicht verschiedene Themen gleichberechtigt und gleichzeitig aufgreifen können? Schließlich hängt doch sowieso alles irgendwie zusammen...
für diese Ausgabe verantwortlich:
Grün-Alternative Jugend Wien