26.07.2001

§248 / Abs 49

Widerstandswoche 78

Die AktivistInnen der VolxTheaterKarawane NO Border No Nation, die am 22.07. bei der Abreise aus Genua verhaftet wurden, sind dringend auf eure Solidaritaet und eure Spenden angewiesen.

Die VolxTheaterKarawane noborder nonation wollte in diesem Sommer mit theatralen Aktionen eine andere Form von Widerstand und Protest zeigen.
Orte politischer Auseinandersetzung sollten miteinander verbunden werden, Inhalte wie die Abschottungspolitik Europas, die Asyl- und Migrationspolitik und die Globalisierungsproble-matik mit künstlerischen Mitteln thematisiert werden. Die Route führte von Nickelsdorf zum WEF-Treffen nach Salzburg, dann weiter zum Grenzcamp in Slowenien und von dort nach Genua. Am Sonntag 22.07 wurden 25 AktivistInnen der VolxtheaterKarawane (darunter 17 ÖsterreicherInnen) 20 km außerhalb des Stadtzentrums von Genua bei der Weiterreise zum Grenzcamp in Frankfurt/Main verhaftet. Zurzeit befinden sich noch alle in Haft. Wie viele andere Gefangene in Genua duerften auch sie schweren Misshandlungen ausgesetzt gewesen sein. Eine Delegation der Rifondazione Communista berichtet von Knochenbrüchen und eingeschlagenen Zähnen bei einigen der inhaftierten Frauen. Die Verhaftungen stellen die NOBorder Karawane auch vor enorme finanzielle Schwierigkeiten, fuer Anwaltskosten (!!!), Equipement und der Rücktransport der Fahrzeuge werden ca. 400.000 öS benötigt.

daher: faxt, mailt, kommt zur Demo am Samstag 28.07.01 15.00 Uhr, Stephansplatz & zum Soli-Fest: Sa 28.07. im EKH

Spenden an: Volxtheaterkarawane, Kto. Nr. 78.653.843, BLZ 60.000 (PSK), Verwendungszweck: no border


Morgen Freitag den 27. Juli kommt der italienische Außenminister Renato Ruggiero zu einem Arbeitsgespräch nach Wien. Er trifft Benita Ferrero-Waldner und danach Bundespräsident Thomas Klestil.
Film- und Fotogelegenheit für JournalistInnen um 10.30, Grauer Ecksalon, Ballhausplatz 2, 1. Stock. 12.30 Treffen mit Klestil in der Präsidentschaftskanzlei. Zugang für Vertreter der Medien über Botschafterstiege (Schweizerhof) ab 12.00.


ein paar nummern:
öst. konsulat in genua: 0039/0108393983/41
öst. generalkonsulat in mailand (hr. moric): 0039/024812937
gefängnis der öst. frauen: 0039/0383212222
gefängnis der öst. männer: 0039024812937
FAX italienische Botschaft in Wien (01) 713 97 19

mehr Nummern gibt's auf
www.no-racism.net
austria.indymedia.org
www.no-racism.net/nobordertour - hier findet ihr auch vorlagen fuer protestfaxe und mails in deutscher und italienischer sprache.

Termine:
Wien:
Demonstration: Sa 28.07. 15h Stephansplatz
Sa abends SOLIfest im EKH, mit dj's und volxküche
Linz:
Demonstration Fr 16h unionkreuzung

links:
www.italy.indymedia.org
www.austria.indymedia.org
www.de.indymedia.org
www.no-racism.net/nobordertour
fotos: www.ecn.org/agp/index1.html


POLIZEIANGRIFF AUF INDYMEDIA UND GSF

In der Nacht von 21.7. auf den 22.7. wurde in Genua das Gebäude, welches das Genua Social Forum (GSF), das Pressebüro Radio Gap, ManifestoCarta und Indymedia Italy beherbergt, von italienischen Polizeieinheiten brutal gestürmt. Die Polizei setzte dabei Tränengas ein, so dass man in Teilen des Gebäudes nicht mehr atmen konnte.
Die Polizei beschlagnahmte dabei vor allem Video- und Fotomaterial der Ereignisse rund um die Proteste in Genua. Im Zuge der Amtshandlung wurden gleich auch ein paar Computer und Monitore zerstört. Darüber hinaus hatten es den PolizistInnen auch die Datenbanken und Unterlagen der Rechtshilfe, sowie einiger AnwältInnen, die einige DemonstrantInnen rechtlich unterstützt hatten, angetan. Verletzte gab es hier nicht. Am Abend zuvor hatte Indymedia eine umfassende Dokumentation der Polizei-übergriffe und der in die Demonstration eingeschleusten Provokateure angekündigt, das Material war zum Zeitpunkt der Stürmung, bereits in Sicherheit gebracht worden.
Am krassesten war aber das Vorgehen der Polizei gegen 50 AktivistInnen, die gegenüber dem Medienzentrum, in einer von der Stadt zur Verfügung gestellten Schule übernachten wollten. Nach der Aussage einer Person, die der Verhaftung entgehen konnte, legten sich die Menschen im ersten Stock nach dem Einbruch der Polizei auf den Boden und riefen >>Keine Gewalt!<<. Sie wurden jedoch so heftig zusammengeschlagen, daß einer der Polizeioffiziere einschreiten musste, um das Blutbad zu beenden. Fast alle der in diesem Gebäude befindlichen Personen musste nach dem Polizeieinsatz ins Krankenhaus eingeliefert werden - viele hatten Knochenbrüche oder stark blutende Verletzungen am Kopf erlitten. Noch Stunden nach dem Einsatz ist die Schule eher mit einem Schlachtfeld vergleichbar: eingeschlagene Fensterscheiben, zerstörte Türen und der Boden voll von Blut. Die Polizei rechtfertigte ihr Vorgehen damit, dass sie AktivistInnen eines ominösen "Schwarzen Blocks" in der Schule vermutet hatte.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch eine Journalistin der deutschen "Jungen Welt" trotz gültiger Akkreditierung zum G8-Gipfel verhaftet. Insgesamt wurden nach Angaben von "Reporter ohne Grenzen" mindestens 16 JounalistInnen ernsthaft verletzt. Die Organisation protestiert gegen die "beispiellose Gewalt gegen die Presse".


Geheimdossier der Polizei über Rechtsradikale bei G-8-Krawallen aufgetaucht

An den Ausschreitungen beim G-8-Gipfel in Genua waren nach einem Geheimdossier der Polizei vermutlich auch Rechtsextremisten beteiligt. Die italienische Zeitung "Secolo XIX" veröffentlichte das Dossier in Auszügen. Das Dokument stamme aus dem Polizeipräsidium in Genua und enthalte klare Hinweise, dass bewaffnete Rechtsextremis-ten in die Reihen der Globalisierungsgegner eingeschleust werden sollten.
Ziel der Neonazis sei es gewesen, die Sicherheitskräfte anzugreifen und damit die gesamte Linke "in Verruf zu bringen". Unter den Rechtsextremisten seien 25 bis 30 Männer der italienischen Radikalengruppe "Forza Nuova" gewesen, aber auch Ausländer.

(derstandard.at - gekuerzt)


VolxTheaterKarawane NOBorder NONation
die karwane-aktivistInnen selbst sitzen nach wie vor in italienischen gefängnissen fest.


soweit bisher rekonstruiert werden konnte, fand die festnahmeaktion bereits sonntag in den frühen abendstunden statt. die aktivistInnen waren auf dem weg zum grenzcamp am flughafen in frankfurt am main und wurden ca. 20 km ausserhalb von genua - vermutlich sehr brutal - gestoppt.
aktuell wissen wir nur von den österreichischen aktivistInnen, wo sie sich befinden - allerdings nicht wirklich wie sie sich befinden. mittlerweile steht fest, dass alle oesterreicherInnen in u-haft bleiben und ein prozess gegen sie seingeleitet wird. das untersuchungsgericht wirft ihnen verbindungen zur "gewalttaetigen anarchistengruppe 'black block'" (???) vor, außerdem pluenderung und vandalismus.
bisher durften die gefangenen weder besucht, noch rechtlich betreut werden. zur zeit kümmern sich zwei anwälte des GSF vor ort, ein koordinierender anwalt in wien um eine zumindest den umständen entsprechende rechtliche versorgung. informationen über teilweise schwere verletzungen der leute im gefängnis kommen von einem abgeordneten der rifondazione comunista, der dienstags das gefängnis in pavia besuchen durfte, in dem auch die weiblichen aktivistInnen der karawane sitzen. er berichtet von handgelenkbrüchen, ausgeschlagenen zähnen und ähnlichem - verletzungen, die den gefangenen bei der festnahme zugefügt worden waren. mittlerweile bestaetigen berichte einer mitgefangenen, die bereits wieder in muenchen ist, die des oesterreichischen konsuls, wonach es den oesterreicherinnen relativ gut geht, sie haben im unterschied zu vielen anderen gefangenen "nur" blaue flecken davongetragen.
generell sind laut berichten über die zuständigen gefängnisse duce-bilder, wehrmachtssoldaten-abbildungen, porno-fotos dort allgegenwärtig. einige wurden auch gezwungen, dem duce lautstark zu huldigen. die italienische regierung findet ausschließlich lobende worte für das polizeiliche vorgehen, wobei sie vorgenannte fakten fast schon selbstverständlich leugnet.
insgesamt sind zur zeit 25 aktivistInnen der karawane in haft: 17 aus österreich, weitere 8 aus deutschland, USA, der slowakei und australien. wie schon erwähnt, ist noch nicht bekannt, wo die nichtösterreichischen gefangenen inhaftiert sind. mithilfe gefundener reise- und theaterrequisiten werden sie offensichtlich beschuldigt, an nicht gesetzeskonformen aktivitäten beteiligt gewesen zu sein. ein zentraler bestandteil der so konstruierten vorwürfe sind schwarze t-shirts.

Ein Polizist erhebt schwere Vorwürfe gegen Einsatzleitung

Er gab an, Mitglieder der Spezialeinheit GOM misshandelten die verhafteten DemonstrantInnen systematisch. Die Verhafteten wurden mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen. "... sie haben auf die Verhafteten uriniert, wenn sie sich weigerten die Faschistenhymne zu singen. (...) Ich habe heute noch den Fäkaliengeruch in der Nase, den die Verhafteten verströmten, nachdem ihnen stundenlang der Gang aufs WC verweigert wurde."

(Quelle: derstandard.at)