03.02.2000

20.000 demonstrieren in Wien gegen FPÖ in der Regierung

Bericht zu den Demos am 2.2.2000

Obwohl nur 2 Tage angekündigt, versammelten sich gestern um 17:00 ca. 20 000 Personen vor der Zentrale der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) um gegen die von ihr geplante Zusammenarbeit mit der rechtsextremen FPÖ Jörg Haiders zu protestieren. Das selbe Gebäude wurde tags zuvor von AktivistInnen besetzt, die ihre Aktion mit dem gestrigen Abend beendeten, und sich den DemonstrantInnen anschlossen. Trotz der Ankündigungen der ÖVP gegen die BesetzerInnen strafrechtlich vorzugehen, wurde dann darauf doch verzichtet, und nicht einmal Personalien wurden aufgenommen. Dieser Umstand ist wohl auch der aufgeheizten Stimmung vor der ÖVP-Zentrale zu verdanken.

Anschließend zogen die DemonstrantInnen zur Präsidentschaftskanzlei (der Bundespräsident hat es, zumindestens theoretisch, noch immer in der Hand die geplante Koalition zu verhindern). Hier war der von den organisierenden Menschenrechtsgruppen geplante Endpunkt der Demonstration. Dies war jedoch "einigen" der Protestierenden noch nicht genug. So zog eine Gruppe von DemonstrantInnen zur FPÖ-Zentrale, während eine andere sich zum Parlament begab. Später trafen sich die beiden Gruppen und vereinten sich zu einem Demonstrationszug von ungefähr 3 000 Personen. Die Polizei hatte ihre liebe Müh und Not, den umliegenden Verkehr zu regeln, so kam es immer wieder zu größeren Staus. Der Zug begab sich nun erneut zur FPÖ-Zentrale, die diesmal aber von der Polizei abgesperrt war, was zu einer kleineren körperlichen Auseinandersetzung führte. Nach einem längeren Aufenthalt dort, marschierte die Demo wieder weiter durch die Stadt, und um ca. 22:00 waren vor der ÖVP-Zentrale noch immer ca. 1000- 1500 Personen auf den Beinen. Die Stimmung war äußerst gut, beinahe euphorisch und so ging es noch weiter durch die Stadt, bis sich um ca 24:00 noch 300 Personen vor dem Parlament versammelten, in dem die ÖVP über ihre weiter Vorgehensweise beriet.

Auffallend war den ganzen Abend über, wieviele AutofahrerInnen sich mit den DemonstrantInnen solidarisierten, und keineswegs sauer waren, im Stau zu stecken. So stimmten unzählige Autos mit rhytmischem Hupen in den Protest der DemonstrantInnen ein, auch sonst gab es zahlreiche positive Reaktionen der Umstehenden. Immer wieder reihten sich auch Leute spontan in die Demo ein.

Die Polizei hielt sich eher zurück, wohl auch weil massenhafte Verhaftungen wohl kaum ein gutes internationales Bild erzeugt hätten. Lediglich die Wiener Spezialabteilung WEGA, die für ihren hohen (ca 80%) Anteil an FPÖ-SympathisantInnen berüchtigt ist, wurde am Schluß zunehmend aggressiver.

Alles in allem ein äußerst gelungener Abend, vor allem auch, weil es den Menschenrechtsgruppen nicht gelungen ist, den Protest in für sie genehme Bahnen zu lenken. Weitere Protestmaßnahmen für die nächsten Tage sind geplant.

Organisiert Proteste gegen österreichische Stellen und Politiker, zeigt ihnen, daß eine Regierung mit der faschistischen FPÖ nicht akzeptiert werden wird - NIRGENDWO!


In diesem Zusammenhang möchten wir noch auf zwei interessante Homepages zum Thema hinweisen:

http://gegenschwarzblau.cjb.net beschäftigt sich mit den Protesten gegen die FPÖ/ÖVP-Regierung, und hat vor allem viele Infos und auch Bilder zur Besetzung der ÖVP-Zentrale.

http://www.magenta.nl/crosspoint/haider.html ist eine englischsprachige Homepage mit vielen Infos zu Jörg Haider und der FPÖ und auch vielen Protestadressen

{rosa antifa wien}