09.01.2004

Newsletter boeses:oesterreich 0104

Willkommen zur neuen Ausgabe von boeses:oesterreich!

Dieses Monat gibt es mal eine etwas duennere Ausgabe, das mag auch daran liegen, dass sich die oesterreichische Innenpolitik in den letzten Wochen lieber uebers weihnachtliche Essen als ueber Oesterreich Gedanken gemacht hat. Was eigentlich eh besser ist ;-) Jedenfalls, ein paar Nettigkeiten sind dann trotzdem unter den Tisch gefallen...

Jetzt noch schnell (fuer Neulinge) die Erklaerung was dieser Newsletter sein soll, und warum wir ihn machen:

boeses:oesterreich ist unser monatlicher Newsletter, der ueber die aktuelle Situation in Oesterreich (und ueber die Auswirkungen der FPOe/OeVP Regierung) informieren soll. Entschlossen haben wir uns dazu, da wir bemerkt haben, dass die Wissenslage ueber den realen Zustand in Oesterreich speziell in anderen Laendern sehr gering ist. Die Regierung hat es geschafft, dass mit der Diskussion ueber die EU-"Sanktionen" der alltaegliche Wahnsinn dieses Landes aus dem Blickfeld der internationalen Oeffentlichkeit verschwand. Mittlerweile sind die "Sanktionen" aufgehoben, etwas das in Oesterreich durch (fast) alle politischen Gruppierungen als Sieg gefeiert wurde, das "Interesse" an der Entwicklung Oesterreichs noch weiter geschrumpft. Die befuerchtete "Normalisierung" der rechts-rechtsextremen oesterreichischen Regierung schreitet voran, Informationen ueber die Verschaerfung der Zustaende in Oesterreich sind darum wichtiger denn je. Gerade deshalb ist es auch aeusserst erwuenscht, dass dieser Newsletter so breit wie moeglich verteilt wird, damit so viele Menschen wie moeglich von den Zustaenden in Oesterreich erfahren. Also: Verbreiten, verbreiten, verbreiten! Natuerlich ist es ebenso moeglich dieses Material (auch auszugsweise) fuer Zeitschriften zu verwenden, schickt uns halt zumindestens ein Mail, wenn ihr dies tut.

Kritik und Anmerkungen (wenn moeglich schreibt bitte in deutsch oder englisch!!) an:

raw@raw.at

Viel Spass beim Lesen!

<<<<<<<<<<<<<<<< ;begin inhalt >>>>>>>>>>>>>>>>

*******************************************************
[1] Bau in der Fremde
*******************************************************
[2] Bewahrheitet: Joerg Haider
*******************************************************
[3] Strasser inszeniert sich gnaedig
*******************************************************
[4] Staatlich homophobes Fernsehen
*******************************************************
[5] Ein homophober Buergermeister
*******************************************************
[6] Spitzelaffaere, Fortsetzung einer Entsorgungsposse
*******************************************************

<<<<<<<<<<<<<<<<< ;end inhalt >>>>>>>>>>>>>>>>>

*******************************************************
[1] Bau in der Fremde
*******************************************************

Mit einem abstrusen Vorschlag ging nun Justizminister Dieter Boehmdorfer (FPOe) an die Oeffentlichkeit . Um Kosten zu sparen, so der Grundtenor, will er den Bau eines Gefaengnisses in Rumaenien finanzieren, in das dann aus Rumaenien stammende Haeftlinge verlegt werden sollten. Obendrein moechte er noch Prozesse nach Rumaenien auslagern, falls die Beweise eines kriminellen Vergehens stichhaltig seien und der Delinquent einer ausreichenden Strafe zugefuehrt werde. Alles zusammen, rechnet der Justizminister, braechte das der Republik eine Wenigerbelastung von etlichen Millionen Euro pro Jahr.

Nachdem die Justizsprecherin der OeVP Maria Fekter diesen Vorschlag mit der Begruendung "keine Kopfgeldpraemien" zahlen zu wollen zurueckgewiesen hatte, meldete zur geringeren Verwunderung Innenminister und oberster Asylverhinderer Ernst Strasser (OeVP) keine Bedenken an diesem Vorgehen an. Schliesslich sei Rumaenien "Herkunftsland von Kriminalitaet", so der Kommentar des Innenministers. Spaetestens an diesem Punkt duerften die OesterreicherInnen von der Richtigkeit eines solchen Planes ueberzeugt sein.

(Quelle: http://derstandard.at)

*******************************************************
[2] Bewahrheitet: Joerg Haider
*******************************************************

Der Kaerntner Landeshauptmann Joerg Haider spricht wieder Klartext. Hat er am Tage der Verhaftung von Saddam Hussein im Irak eine diesbezuegliche Anfrage noch mit der Bemerkung, er waere nicht dabei gewesen beantwortet, legte er in einem am 15. Dezember ausgestrahlten Interview recht ausfuehrlich seine Sicht der Dinge dar.

Er glaube nicht an die Verhaftung von Hussein, diese sei wohl eine "Schmierenkomoedie der Amerikaner" und ein "ziemliches Betrugsmanoever". Wenn Saddam Hussein als Diktator bezeichnet werde - so Haider heiter antisemitsch - "muss ich sagen, im Vergleich mit anderen Diktatoren im Lebensraum bis China, bis nach Israel muss ich schon sagen, es faellt mir sehr schwer, hier graduelle Unterschiede zu erkennen". Danach befragt, ob er nun Saddam Hussein lieber habe als George Bush meinte Haider: "Da faellt mir die Wahl wirklich schwer. Beide haben mit dem Voelkerrecht auf Kriegsfuss gelebt, Menschenrechtsverletzungen begangen. Der eine hat das Glueck, eine Weltmacht zu befehligen, daher die Macht und die Gesetze zu schreiben, waehrend der andere ein schwacher Diktator gewesen ist".

Die Reaktionen der oesterreichischen Parteienlandschaft auf Haiders Weltbild waren zum Grossteil negativer Natur: Waehrend der Koalitionspartner OeVP die Aussagen als "absurd" wertete und die Gruenen sie als "unertraeglich" empfinden fand die SPOe diesmal wohl die treffendere Charakterisierung: "Abstruse Mischung aus Verschwoerungstheorien, Antisemitismus und Antiamerikanismus".

Und die FPOe selbst sprach durch Haiders Schwester Ursula Haubner - auch geschaeftsfuehrende FPOe-Obfrau - von Missinterpretationen. Sie verstehe ihr Bruederchen, da er einen "besonderen, persoenlichen Zugang zur Arabischen Welt" habe. Der Kaerntner FPOe-Obmann Martin Strutz richtete in seiner Stellungnahme den Blick wieder aufs Wesentliche und betonte, scharf gegen ein "Sprechverbot zu Israel" einzutreten. Sprechen wird mensch wohl noch duerfen: vorzueglich antisemitisch. In Oesterreich.

(Quelle: http://derstandard.at)

*******************************************************
[3] Strasser inszeniert sich gnaedig
*******************************************************

Wie eine gelungene weihnachtliche PR-Aktion aussieht, hat Innenminister Strasser (OeVP) konsequent vorgefuehrt: Nachdem er sich in den letzten Monaten als Hardliner inszeniert hat, der sich notfalls auch ueber die bestehende Verfassung hinwegsetzt, wenn ihm die Asylgesetzgebung nicht scharf genug ist, so zeigte er sich zu Weihnachten von seiner gnaedigen Seite: So wuerden ueber die Feiertage keine Fluechtlinge aus der staatlichen Betreuung entlassen, auch werde das Ministerium kuenftig 60 Prozent der Kosten, die fuer die Unterbringung von Fluechtlingen bei drei christlichen Hilfsorganisationen anfallen, uebernehmen.

Diese zeigten sich auch brav mitspielend aeusserst zufrieden, entsprechend wurde nicht mit Advent-getraenkter Rhetorik a la einer Abmachung, die "Idee und Geist von Weihnachten" beinhalte, gespart. Weniger zufrieden zeigen sich da schon andere Hilfsorganisationen: So spricht "Asyl in Not" schlicht von Heuchelei, denn nach Neujahr werden die Betroffenen ja wieder auf die Strasse gesetzt, die PR-traechtige Weihnachtszeit sei dann allerdings vorbei. Bleibt nur darauf hinzuweisen, dass es schon ein starkes Stueck ist, wenn sich der Minister oeffentlichkeitswirksam damit bruestet 60 Prozent der Kosten der Hilfsorganisationen zu uebernehmen, schliesslich waere die Unterbringung von AsylwerberInnen - und damit auch die entstehenden Kosten - Sache des Ministeriums, und zwar zu 100 Prozent.

(Quellen: http://derstandard.at / http://www.asyl-in-not.org)

*******************************************************
[4] Staatlich homophobes Fernsehen
*******************************************************

Monika Lindner (OeVP) ist bekennend homophob. In einem Interview in der Zeitschrift "trend" erklaert die Generaldirektorin des staatlichen Fernsehens ORF, warum sie am Samstag Nachmittag keine Schwulen im TV sehen will. Waehrend zu diesem Sendetermin naemlich ohne Probleme Woche fuer Woche heterosexuelle Paerchen im MTV-Format "dismissed" Kuesschen austauschen duerfen, geht das bei schwulen Paerchen freilich nicht, Lindner kippte eine entsprechende Folge des Formats einfach aus dem Programm. O-Ton Lindner: "Da war ich der Meinung, ohne dass ich irgendjemanden diskriminieren will, dass diese Folge am Samstag um 17 Uhr nicht angebracht ist. Wenn man schon glaubt, dass man sie spielen muss, sollte man sie in der Nacht spielen." So weit so homophob.

(Quelle: http://www.hosiwien.at)

*******************************************************
[5] Ein homophober Buergermeister
*******************************************************

Der Grazer Buergermeister Siegfried Nagl (OeVP) ist auch nicht unwesentlich homophob. Dies belegte er jetzt recht eindrucksvoll in Aussagen, die in der konservativen Tageszeitung "Die Presse" erschienen sind. Er weigere sich "Homosexualitaet zur Normalitaet in unserer Gesellschaft zu erklaeren", so Nagl und schwafelt und hofft weiter, dass "der Glaube vielleicht fuer diese Menschen dazu fuehren koennte, dass sie mit dieser Form des Zusammenlebens aufhoeren".

Das Oberhaupt jener Stadt, die sich ein Jahr lang Europaeische Kulturhauptstadt schimpfen durfte - seineszeichens auch gern mit dem Etikett "Menschenrechtsstadt" herumwirft - gleichzeitig alle Rekorde vom politischen Todklagen unliebsamer politischer Gruppen ueber die Innenstadtvertreibung von Jugendlichen und Obdachlosen bis hin zu weitgehenden Lokalverboten fuer AuslaenderInnen bricht, wird dem Vorwurf der Homophobie wohl gelassen begegnen: Das Volk steht hinter ihm und what the fuck is homophobia anyway? Lasset uns beten.

(Quellen: http://derstandard.at / http://www.apa.at)

***************************************************************
[6] Spitzelaffaere, Fortsetzung einer Entsorgungsposse
***************************************************************

Vor wenigen Jahren war die Spitzelaffaere in alle Munde: Personenbezogene und geheime Daten aus dem zentralen Polizeicomputer sollen im Gegenzug fuer ein kleines "Handgeld" an die FPOe geflossen sein. Spaeter wurde dann das Ganze mit der tatkraeftigen Unterstuetzung von rechtsextremen Kreisen in der Justiz recht unverbluemt "abgedreht".

Uebrig geblieben aus der langen blauen Liste der Amtsgeheimnis-Verraeter sind letztendlich nur zwei: Michael Kreissl (Exlandesparteisekretaer der Wiener FPOe ) und Josef Kleindienst (ehemaliger freiheitlicher Polizeigewerkschafter und bezeichnenderweise der Aufdecker der ganzen Angelegenheit). Konkret geht es darum, dass Kreissl Kleindienst um Informationen ueber bevorstehende Drogenrazzien gebeten haben soll, damit der damalige FPOe-Wien-Chef Hilmar Kabas diese fuer eine politische Kampagne ausschlachten konnte (was dann ja auch tatsaechlich mittels ganzseitiger rassistischer Werbung in der "Kronen Zeitung" geschehen ist).

Im September 2002 wurden beide Herren zu einer bedingten Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt (siehe boeses:oesterreich 0902), der Oberste Gerichtshof (OGH) hob das Urteil allerdings wegen Verfahrensmaengeln auf und ordnete eine Neudurchsuchung an. Im Dezember ging das unwuerdige Possentheater nun in die naechste Runde, und das gleich so wie es dem Prozess angemessen ist: Mit einer Vertagung, da ein entscheidender Zeuge nicht gekommen war. Ein Kameramann uebrigens, der bei der besagten Drogenrazzia live dabei war, er haette erklaeren sollen, woher er denn eigentlich ueber die geheime Kommandaktion informiert war...

(Quelle: http://derstandard.at)

****************************************************************
EPILOG
****************************************************************

Falls ihr diese Aussendung nicht mehr von uns haben moechtet, schreibt uns einfach ein kurzes Mail. Bitte schaut aber zuerst, ob ihr das betreffende Mail auch wirklich DIREKT von uns bekommen habt, sonst muesst ihr euch halt an die netten Leute wenden, die diese Aussendung weitergeschickt haben ;-)))))

Umgekehrt geht das natuerlich auch (und freut uns auch viel mehr). Wer/welche in Zukunft direkt von uns, und damit auch garantiert alle unsere Aussendungen, kriegen moechte mailt uns einfach mit dem Wunsch in unseren Verteiler aufgenommen zu werden (Und auch hier noch mal der Hinweis: Schreibt wenn moeglich bitte in deutsch oder englisch!).

Noch einfacher koennt ihr den Newsletter auf unserer Homepage (https://raw.at) im Bereich "Kontakt" bestellen. Einfach e-mail-Adresse ausfuellen, die gewuenschte(n) Sprache(n) auswaehlen und ab damit!

In diesem Sinne
bis zum naechsten Mal

KEIN FRIEDE MIT OESTERREICH!!!

{rosa antifa wien}